Mut zum Einmischen

Bürgerinitiative Görlitzer Kaufhaus

Mit der Schließung des Görlitzer Kaufhauses im August 2009 stellte sich immer dringlicher die Frage nach der Nachnutzung des Gebäudes bzw. wie sich die relevanten Akteure vor Ort zusammenschließen und in einen Revitalisierungsprozess integrieren lassen. Hierfür galt es, neue Lösungswege aufzuzeigen und den Dialog zwischen Kommune, Wirtschaft und Bürgern anzuregen. Vor diesem Hintergrund hatten eininge Mitglieder des Aktionskreises für Görlitz eine Bürgerinitiative „Revitalisierungsoffensive-KAUFHAUS IN NOT“ ins Leben gerufen. Das Kaufhaus hat einen seit 2013 Investor gefunden, die Weichen sind gestellt für die Belebung eines strahlenden Mittelpunktes der Stadt, die begonnenen Umbauarbeiten und verkündeten Pläne lassen uns alle hoffen. Hier können wir stolz sagen: das bürgerschaftliche Engagement hat sich gelohnt!

Briefe aus Görlitz

Die Zahl der „Brennpunkte“ nimmt nicht ab

Die Zahl der „Brennpunkte“ nimmt nicht ab – wenn sich auch manchmal unerwartete Lösungen brennender Probleme ergeben.
Dass „das Kaufhaus“ einen Investor gefunden hat, hat sich sicher herumgesprochen. Und dass es sogar ein „Hiesiger“ ist (Prof. Stöcker stammt aus der Umgebung von Görlitz und hat dort im Zweigwerk seiner Lübecker Firma Euroimmun schon viele Arbeitsplätze geschaffen), ist doch ein Glücksfall, und dass er im Kaufhaus wieder ein Kaufhaus einrichten will, ist gleich der zweite. Legen Sie schon Geld auf die Seite, dass Sie zur Eröffnung anreisen und entsprechend einkaufen können! Auf die Lösung finanzieller Probleme haben manche gar ein wenig ungeduldig gewartet – aber nun ist sie eingetroffen, „die Million“, die viele private und öffentliche Denkmalsanierer glücklich machen wird! Welche Liebe zu unserer schönen Stadt muss der Spender / die Spenderin empfinden – es war die 20. derartige Liebesgabe.
Am Berzdorfer See zeichnen sich Fortschritte ab. OB Deinege bestellte kurzerhand eine „Leitidee“ aus den Händen (und dem Herzen!) eines Fachmanns. Herr Engel hat schon mehrere solche Projekte ersonnen (und auch selber mitgewirkt und sie begleitet); dass dergleichen nicht zu blanker Routine wird, wo mit Zahlen (wie Euros oder Arbeitsplätze) gespielt wird, beweist Herrn Engels Meinung, dass „Görlitz am See [mit] Kultur und Natur“ sich einen Platz unter den Orten erobern wird, für die Tourismus nun einmal ein notwendiger Wirtschaftszweig ist. Sowohl Görlitz als Stadt als auch die gesamte Umgebung haben Herrn Engel sehr zugesagt. Mögen seinen Anregungen bald konkrete Planungen der drei Anrainer folgen – drei Bürgermeister scheinen jedenfalls willens, Einheimischen und Touristen gleichermaßen lockende Ziele zu bieten!
Das leidigste Problem der Stadt ist – warum sollte es Görlitz da besser gehen als den meisten Kommunen in Deutschland? – das tiefe Loch im Stadtsäckel. Vorweg ein Hinweis auf einen Kommentar, der kürzlich in der „Sächsischen Zeitung“ zu lesen war: man solle über dem „Gejammere“ nicht vergessen, wie viel Positives sich in der Stadt ergeben habe, wie viel schöner und attraktiver sie im Laufe der letzten Jahre geworden sei!! Wohl wahr: Denkmalgeschützte Häuser strahlen in neuem Glanz; Kirchen werden saniert; Seniorenwohnungen und Kitas entstehen in erstaunlicher Fülle; Plätze und Parks sind wohlbestellt; neue Hotels und Pensionen erwarten ihre Gäste. Natürlich bleibt noch viel zu tun – immer.
Vielleicht haben wir – wie mit dem Kaufhaus – noch einmal Glück: Die Stadthalle, als Werk das berühmten Architekten Bernhard Sehring „eine Attraktion für die architektonische Kunst- und Fachwelt“ (wie der Vorsitzende des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin in einem offenen Brief an den OB formuliert), wartet dringlichst auf den „Märchenprinzen“, der das Haus „wachküsst“ und der Stadt die Last der Sanierung abnimmt, die sie nicht stemmen zu können vermeint. Falls sich als Lösung die Einrichtung einer Stiftung abzeichnet, sei Ihnen ein Mitmachen ans Herz gelegt.
Zum Schluss noch ein Hinweis darauf, was denn hier so „los ist“: Am letzten Samstag fand zum 6. Male das „Schlesische Nach(t)lesen“ statt: „Bekannte Persönlichkeiten lesen an ungewöhnlichen Orten“ schlesische Literatur oder Literatur über Schlesien und Schlesier. Das Publikum zog zwischen 19.00 und 23.30 von einem dieser Orte zum anderen, und dem Erschöpften taten sich viele Türen zu Restaurants und Kneipen auf.
Der 1. April regte nicht nur Zeitungsmacher zu Aprilscherzen an; ganz offiziell widmete sich das Senckenbergmuseum auch in diesem Jahr wieder am 1. April einigen wissenschaftlichen Themen: „Ist die Hölle heiß oder kalt?“ wurde gefragt; die Folgen der Erderwärmung speziell für Görltz, den Berzdorfer See und die Landeskrone wurden in Wort und Bild beleuchtet; vor allem aber wurde der „Entspatzungssatzung der Stadt Görlitz“ vehement widersprochen. Das Publikum hatte viele qualifizierte Fragen und Vorschläge auf Lager!
Eins von vielen kommenden Ereignissen sollte erwähnt werden – es ist sicherlich „eine Reise wert“ – : die Ausstellung „Adel in Schlesien“ (in Geschichte und Gegenwart), präsentiert in mehreren Facetten an mehreren Orten, im Kaisertrutz und im Schlesischen Museum in Görlitz, in Liegnitz und in Breslau, jeweils vom 23. Mai bis 9. November 2014. Das Beiprogramm reicht von Führungen über ein Kolleg zur Geschichte der Schlösser in Schlesien und in der Oberlausitz bis zu Radtouren von Görlitz zu den Schlössern Tauchritz und Königshain unter dem ansprechenden Motto: „Mit dem Radel zum Adel“! (Näheres unter www.adelinschlesien.de)
Wie wär’s mit einem Besuch in Görlitz im Sommer oder Herbst 2014 ??? – empfiehlt
Ihre Brigitte Otterpohl

Frau Brigitte Otterpohl schreibt im Juli 2013

Es wird die höchste Zeit für einen neuen „Brief aus Görlitz“. Wenn er alles enthielte, was man an Anregendem, Unterhaltendem und Lehrreichen in Görlitz erleben kann, könnte man statt eines Briefes gleich ein Buch schreiben. Natürlich schreibe ich aus der Sicht eines älteren Menschen, der sich in seiner neuen Wohnung im gründerzeitlichen „Generationenhaus“ sehr wohl fühlt und dessen Interesse vorwiegend auf Natur und Kultur im weitesten Sinne gerichtet ist – also vielleicht etwas ein-seitig. Einigen Mitmenschen nehme ich sogar das Gefühl „In Görlitz ist nichts los“ ab! Ich vermute aber, meine Leser – Görlitzer, gebürtige Görlitzer, Görlitz–Fans oder nur Neugierige – glauben mir meine Behauptung „In Görlitz ist unentwegt was los“! – Was denn konkret?
Da ist dieser bundesrepublikanisch einmalige „Tag der offenen Sanierungstür“ an einem Sonntag Mitte Juni. Ein „Tag des offenen Denkmals“ (ohnehin nur von 10.00 bis 17.00) reicht ja bei weitem nicht aus, um dem interessierten Betrachter Zeit für all die Gebäude zu geben, die an einem solchen Tag ihre Pforten öffnen. Am „Tag der offenen Sanierungstür“ präsentiert sich nicht nur das fertige Denkmal – viel reizvoller ist das Haus, das sich gerade noch vor dem Zusammenbruch retten lässt und das mit gras-, blumen- und baum-überwuchertem Garten ein einmaliges Fotomotiv abgibt (ich nenne die diesbezüglichen Aufnahmen gern meine „Chaosbilder“); andere Objekte zeigen Baufortschritte unterschiedlichster Stadien: die unter Brettern wiedergefundene bemalte Holzbalkendecke, das von ergrautem Putz befreite backsteinerne Gewölbe, die hölzerne Aufgangstreppe, deren Besitzerin höchstpersönlich mit einer Drahtbürste den weißen Lack entfernt hat … ; bei manchen Gebäuden kann man just den Tag der Fertigstellung und Einweihung erleben – man probiert gleich die neue Bar aus, man nutzt das frisch eröffnete Lokal zum Mittagessen oder findet gar seine lang gesuchte Traumwohnung, deren Anmietung der praktischerweise anwesende Immobilienmakler sogleich perfekt macht. Und gar die Informationen, die in vielfältiger Form geboten werden! Pläne liegen aus, Preisangebote für Wohnungen, Führungen vom Keller bis zum Dachboden werden durchgeführt („Betreten auf eigene Gefahr!“, „Vorsicht, Stufe!“), es läuft eine Dia-Schau zur Baugeschichte mit dem interessanten Vergleich von Einst und Zwischendurch und Jetzt, man erfährt eine Menge über die Geschichte der Gebäude, ihre Funktion, ihre damaligen (vielleicht enteigneten) Eigentümer und die jetzigen (vielleicht in nächster Generation zurückgekehrten) Besitzer. ….. Lust auf einen solchen Tag?? Es gibt ihn wieder im Juni 2014. Generalmusikdirektor Ekkehard Stier verlässt Görlitz, geht nach – Neuseeland. Da muss man beim Abschied dabei sein: „Klavier zu vier Händen“ – vor dem Wunschobjekt des Scheidenden, dem von vielen Görlitzern gesponserten Theatervorhang! Und zum Schluss „Le nozze di Figaro“. Dann darf man gespannt sein auf den „Neuen“, den 29 Jahre jungen Italiener Andrea Sanguineti.
Und dann gibt’s da noch die neue „Akademie modus vivendi“. Klingt ein bisschen fremd? „Lebensart“? Darunter kann sich jeder von uns etwas vorstellen: seine eigenen Art zu leben – oder ganz viele andere Arten. „Akademie“? Nun, man kann jedenfalls bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen in der Neißegalerie (Elisabethstraße 10-11) viel erfahren, lernen, bewundern, genießen – letzteres sowohl geistig als auch kulinarisch. In wechselndem Ambiente – einer Sofa-Lounge, an schwarz- oder weiß gedeckten Tischen, im kleinen Kreis, in Reihen sitzend – kann man auf den roten Samtvorhang oder auf die Bühne z.B. mit dem roten Sofa und dem Gast des Talk-Masters schauen, Gedichten lauschen, mit Künstlern über ihre Bilder reden, und natürlich immer auch bei Sekt und Wein das Gespräch mit den anderen Gästen pflegen. Ich jedenfalls fand die „Befragung“ des neuen Generalmusikdirektors Andrea Sanguineti oder die Nachtvernissage mit Künstler Hans Zimmermann sehr gelungen. – Man hat leider nicht Zeit für alle Angebote!
Hans Zimmermann sehr gelungen. – Man hat leider nicht Zeit für alle Angebote! Sonst noch? Ach ja: Vorträge, Ausstellung, Gedenkfeier und ökumenische Andacht – würdige Erinnerung an den 17. Juni 1953 und seinen besonderen Verlauf in Görlitz; Eröffnung der oberen Etage mit der Geschichte von Görlitz im 19. Und 20. Jahrhundert; Europa-Marathon. (Hochwasser zum Glück nicht – nur drei Mal Höchststufe 4 und dann Entwarnung!)
Und demnächst? Altstadtfest am 23.-25. August, Tag des offenen Denkmals am 8. September. – Herzlich willkommen!

Das „Eckenfest“ am 21. und 22. September 2012 in Görlitz

Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass die „Außenkontakte“ zwei Aspekte haben. Der erste betrifft Menschen von außerhalb: a) Menschen, die zufällig auf Görlitz stoßen und die neugierig nach hier kommen, b) z.B. Eingeladene, die manchmal sogar recht skeptisch anreisen, aber in überwältigender Mehrheit begeistert zurückfahren, oft mit der festen Absicht wiederzukommen.
Der zweite Aspekt ist interessant: Wir „ertappen“ uns immer wieder dabei, dass wir, wenn wir selbst in Görlitz oder Umgebung Schönes erleben, spontan sagen: „Jetzt müssten unsere Freunde dabei sein!“ Das geht regelmäßig so beim Via Thea oder beim Tippelmarkt oder beim Altstadtfest oder beim Muschelminna-Fest oder am Tag des Offenen Denkmals. Wir begehen solche Ereignisse also in doppelter Intensität – sozusagen für andere mit! Besonders stark empfanden wir solches am 21./22. September beim „Eckenfest“. Was ist denn das: ein „Ecken-Fest“? Wer im Rest der Republik hat so etwas schon mitgemacht?! Es passt so recht zu Görlitz: eine Mischung aus sehr Seriösem und sehr Originellem. Es ging darum, den Eckgebäuden an den vielen Straßenkreuzungen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Leider hat nämlich Görlitz unverhältnismäßig viele unsanierte Eckgebäude. Mehr Fenster zur Straße, ungünstigere Wohnungsschnitte, wenig Hoffläche für Balkone und Abstellplätze – wer will so was schon als Investor oder künftiger Vermieter? So erarbeiteten etliche vom „Kompetenzzentrum für revitalisierenden Städtebau“ ermunterte Architekturbüros Ideen, wie sich Eckbauten interessant gestalten ließen. Hoffentlich finden sich nun Investoren, die an der Umsetzung solcher Ideen Interesse haben. Aber auch den Görlitzern sollen Eckgebäude nicht gleichgültig sein. „Entdecke die Ecke!“ – wurden wir aufgefordert und waren eingeladen, in ausgewählten Bauten Menschen zu erleben, die uns irgendetwas Schönes zeigen oder zu Gehör bringen wollten. Wir gingen hin, einige Ecken zu entdecken. Es war unglaublich schön! Was Bürger und ein Stadtplaner sich alles einfallen ließen, um „ungeliebte“ Eckhäuser zu beleben und um den Bürgern eine Freude zu machen: „Erzähl-Eck“, „Kabarett-Eck“, „Klassik-Eck“, „Jazz-Eck“; im „Filz-Eck“ wurde Gefilztes anmutig präsentiert; der Gestalter im „Intarsien-Eck“ war ein wahrer Künstler in Sachen Holz!
Aber es waren diesmal ach so wenige, die sich erfreuen ließen. Ein gutes Dutzend Leute lauschten den schmelzenden Walzer- und feurigen Szardas-Klängen im Klassik-Eck – dabei gab’s noch Wein und Saft und Häppchen und dazu Gespräche in den Pausen… Wo blieben die Görlitzer? Touristen gingen vorbei, schauten verwundert durch die Scheiben, verhielten den Schritt – und gingen weiter. Trauten sie sich nicht? Wussten sie nicht, was da „abging“? Zu wenig oder ungenaue Werbung? Unendlich schade! Und ebenso schade, dass es ungeheuer schwer ist, „Auswärtigen“ dergleichen Ereignisse im Voraus schmackhaft zu machen. Deshalb unser Appell an alle Leser dieses Briefes, die Nicht- [oder Noch-Nicht- oder Nicht-mehr-] Görlitzer sind: Wann immer Verwandte, Bekannte oder irgendein Görlitzer sagt: Kommen Sie doch mal nach Görlitz, und zwar zu einem der vielen „Feste“ oder „Gedenktage“ – tun Sie es; Sie erleben eine lebendige Stadt voller Überraschungen und nachhaltiger Freude!!!
Brigitte und Manfred Otterpohl, September 2012

„Außenkontakte“ des Aktionskreises für Görlitz

Vor fast 6 Jahren sind wir aus dem Schwarzwald nach Görlitz gezogen. Seit dem Beginn der Schulpartnerschaft zwischen dem St. Ursula-Gymnasium in Freiburg und dem Gymnasium Augustum vor 20 Jahren sind wir Jahr für Jahr nach Görlitz gereist, haben erlebt, wie die Stadt immer schöner wurde, und haben immer wieder die Kolleginnen und Kollegen getroffen, mit denen wir beim Lehreraustausch und bei gegenseitigen Besuchen zunehmend Freundschaften geschlossen hatten.
Jahr für Jahr wurden wir neugieriger auf die Facetten des Lebens in Görlitz und Umgebung – so dass der Umzug nach hier sich in fast logischer Konsequenz vollzog. Unser Interesse am Schicksal der Stadt und ihrer Menschen, aber auch an deren Vergangenheit – von der man leider im Westen viel zu wenig gewusst hat und wohl auch viel zu wenig informiert wurde (zur Erklärung: wir hatten weder einen Bezug zu Schlesien noch Verwandte oder Bekannte in der DDR) – führte uns geradewegs in den „Aktionskreis“, wo wir uns nun besonders für dessen Außenkontakte engagieren möchten. Das heißt, dass wir einerseits Besucher besonders aus der früheren Heimat im Südwesten Deutschlands nach Görlitz locken und nicht müde werden, Ihnen die Schönheiten, die Besonderheiten und die Sorgen und Nöte der Stadt und der Umgebung nahezubringen, dass wir andererseits auch Gäste mit Mitgliedern des Aktionskreises und Mitglieder mit Gästen in Kontakt bringen möchten; denn nur das Einander-Kennenlernen und Von-Einander-Hören bringt Verständnis und Verstehen.
Zur Verdeutlichung unseres Anliegens nun einige Beispiele: Im letzten Herbst kam eine ganze Busladung mit 29 Pensionären bzw. -ehehälften vom Gymnasium Kenzingen (ehemaliger Dienstort von Manfred O. nördlich von Freiburg) nach hier. Nicht nur unsere Führungen durch Stadt und Umland, sondern ein Film über die Görlitzer Altstadt 1989/90 und ein eindrucksvoller Bericht über die „Wende“ in Görlitz durch den Vorsitzenden des Aktionskreises, Herrn Rudolph, beeindruckte die Gruppe so sehr, dass eine Freiburgerin spontan sagte: „Was kennt ihr für tolle Leute!“ und dass ein weiterer Aufenthalt der Kenzinger für September 2012 geplant wurde. „Mitbringsel“ der Gruppe war übrigens eine Spende für unsere Kaufhausinitiative.
Auch zwei ehemalige Freiburger Lehrerinnen waren Mitte Juni hier, um mit uns und Görlitzer Kollegen des ersten Besuchs einer Freiburger Schulklasse in Görlitz zu gedenken, und zwar am selben Ort wie vor 20 Jahren: in der „Alten Herberge“ in der Goethestraße, damals Jugendherberge, wo sich in den herrlichen Jugendstilräumen wirklich trefflich tafeln lässt.
Kontakte zwischen Freiburg und Görlitz pflegt auch der Freiherr Nikolaus von Gayling, dessen Waldbesitz nördlich von Görlitz ihn öfters hierher führt und der die Idee hatte, nach der Auflösung des Freiburger Vereins „Pro Görlitz/Zgorzelec 2010“ dessen Restkapital von 1000 € einer der sich bei der Sächsischen Zeitung bewerbenden kulturellen Einrichtungen mit möglichst binationaler Zielsetzung zuzusprechen. 2011 „beschaffte“ Herr von Gayling dieselbe Summe u.a. von den Mitreisenden einer Freiburger Gruppe, die sich im Mai 2011 hier aufhielt; dieses Jahr musste zwar die Reise wegen zu geringer Anmeldungszahl verschoben werden, aber der Reiseveranstalter streckte die 1000 € vor, so dass die Bewerber bei der SZ nicht enttäuscht zu werden brauchten. Nur fehlten mit den Reisenden auch die Jury-Mitglieder! Brigitte O. – ehemals Vereinsmitglied und inzwischen eine der Begleiter für die Reisegruppen – sollte auf die Schnelle eine Jury bestellen! Wen spricht man da an? Die Herren Rudolph, Conti-Windemut und Antkowiak sagten spontan zu und verhalfen so dem jungen begeisterten Leiter eines deutsch-polnischen Erzählcafés zu 1ooo € Preisgeld.
Brigitte und Manfred Otterpohl
(Juli 2012)

WER KAUFT WAS WANN WO IN GÖRLITZ?

Was ist los in Görlitz? fragt sich mancher, der aus Görlitz weggezogen ist, aber in Treue an seiner Heimatstadt hängt; was ist los in Görlitz? fragt sich mancher, der [noch] nicht in Görlitz wohnt, aber neugierig auf die schöne Stadt ist, wenn er Nachrichten aus Görlitz mitbekommt.
Stimmt es, dass ein(e) Unbekannte(r) jährlich 511000,00 € an die Stadt überweist? Ja. Stimmt es, dass ein Mann aus Weimar (ehemals aus Bonn) 30 Millionen € nach Görlitz bringen will? Ja. Aber: Der Unterschied zwischen einem Spender und einem Investor ist, dass ersterer etwas schenkt, letzterer aber davon profitieren will!
Also, wahr ist, dass ein Investor auf einem großen, vorwiegend dringender Sanierung bedürftigen Areal in der Nähe von Hauptbahnhof und zukünftigem Landratsamt zwischen Berliner Straße und Salomonstraße eine Ladenpassage / ein Einkaufszentrum mit Parkhaus errichten will, um es anschließend an einen Betreiber zu verkaufen.
Die Nachricht platzte über die Sächsische Zeitung zu Beginn der Adventszeit 2011 über das überraschte Görlitz hernieder – nur die Verwaltung und der Technische Ausschuss waren informiert. Und gleich zur Ankündigung der Zeitung gab es eine Aussage, dass 13 denkmalgeschützte Häuser in der Berliner Straße bzw. der Salomonstraße abgerissen werden sollten, und eine – ausschnitthafte – Planskizze zeigte, was statt dessen kommen sollte: „ansehnliche Architektur“ aus Glas und Stahl und Beton. –
Ein Aufschrei ging durch Görlitz – nicht bei allen; zu verführerisch war ja auch die Aussicht auf Sanierung des Viertels; selbst im Aktionskreis gingen die Meinungen auseinander! Aber es mehrten sich öffentliche und private Proteste: per Leserbrief, per Kontaktaufnahme „friedlicher Bürger“ mit Stadträten, Verwaltung, hochrangigen Görlitzern (der Denkmalschutz indessen war zum Schweigen verurteilt). So schnell ging es nun doch nicht mit Planung und Bau! Immerhin: der Investor lenkte ein, versprach in einer neuen Planskizze „historisierende Fassaden“ – aber nun waren die Bürger aufgewacht: nicht mit uns, nicht wenn man gleichzeitig einen Antrag auf den Erwerb des Weltkulturerbe-Titels stellt! Stadträte, waltet Eures Amtes! Die Damen und Herren bekamen nun endlich Einsicht in die Pläne – und bewilligten in der Stadtratssitzung vom 26. Januar 2012 einstimmig einen Änderungsantrag: „Errichtung einer Ladenpassage mit Parkhaus“ – aber mit dem Zusatz: „unter größtmöglicher Berücksichtigung erhaltenswerter Bausubstanz, besonders der Denkmäler“. Der Investor erklärte sich einverstanden!?!
Die Planung hat begonnen, aber noch immer gibt es Treffen von Parteien und Bürgern. „Brauchen wir denn überhaupt eine Ladenpassage?“ Wir haben doch das seit 2 1/2 Jahren leer stehende Jugendstilkaufhaus. Und viele leer stehende Läden. Braucht denn jeder Händler riesige moderne Verkaufsflächen? Und welche Händler kommen denn? Und welche wollen oder brauchen wir? Ein Gutachten soll den Bedarf errechnet haben – und heute, am 17.2., wird es als „vorläufig“ bezeichnet.
Verwirrung allerorten. Wie wird sich der Investor verhalten: Hat er gar Feuer gefangen und möchte selbst – statt der bei ihm üblichen 08/15-Passagen – etwas zu Görlitz Passendes erstellen? Möchte auch er inzwischen das „ganz Besondere“, ein unverwechselbares „Center“, auf Görlitz zugeschnitten, oder sagt er irgendwann ab, weil es – wie der Rheinländer im Interview grundsätzlich äußerte – sich „nisch reschnet“?!?
Sie alle dürfen mit uns gespannt sein, wie es weitergeht. Und wenn Sie der Meinung sind, dass man – schon um der Sanierung willen – eine Passage à la Görlitz bauen, aber als nächsten Schritt zur Belebung der Stadt „irgendetwas“ mit dem Kaufhaus anstellen sollte (leider muss es erst noch jemand für Millionen den englischen Besitzern abkaufen!), dann unterstützen Sie die beim Aktionskreis für Görlitz angesiedelte „Bürgerinitiative Görlitzer Kaufhaus e.V.“, die sich einbringt, indem sie zunächst eine Nutzwertanalyse finanziert und mit Vorträgen, Diskussionen und Veranstaltungen „Öffentlichkeitsarbeit“ betreibt. Wir sind dankbar für jede Einzelspende in beliebiger Höhe und erst recht für eine Mitgliedschaft, die man für einen Jahresbeitrag von 60 € pro Person erwerben kann. (Konto 8217077 bei der Deutschen Bank, BLZ 87070024; Aufnahmeantrag bestellen beim Aktionskreis für Görlitz, Klosterplatz 10 in 02826 Görlitz).
Nicht zuletzt wären wir Ihnen für Stellungnahmen, Fragen und Ideen – für „Briefe an Görlitz“ – sehr verbunden.
Brigitte Otterpohl

Wir gedenken der bis 1945 Verstorbenen auf dem Friedhof in Moys

Am 12.Oktober 2011 fand auf dem früheren deutschen Friedhof in Görlitz – Moys die Einweihung eines Gedenkortes für die bis 1945 beigesetzten Verstorbenen statt. Dieser Gedenkort wurde im Rahmen eines Partnerschaftsprojektes zwischen der polnischen katholischen Pfarrgemeinde von Moys/Zgorzelec und dem Görlitzer Aktionskreis geschaffen.
Görlitzer Bläser eröffneten die Feierstunde auf dem Friedhof mit zahlreichen Gästen. Man konnte nicht erkennen: waren es Polen oder Deutsche, die da nebeneinander standen, die aber eines einte: Brücken zu bauen an einer denkwürdigen Stätte im gemeinsamen Respekt vor den Toten.
Ehrengäste waren die Oberbürgermeister beider Städte, mehrere kirchliche Würdenträger von diesseits und jenseits der Neisse und einige Schulklassen aus beiden Teilen der Europastadt. Der Ortspfarrer Lewandowski begrüßte alle und erzählte vom Entstehen des Gedenkortes.
Joachim Rudolph sprach im Anschluss ein Grußwort im Namen des Aktionskreises für Görlitz.
Im Verlauf der Feierstunde berührte alle Anwesenden besonders tief die Einladung der beiden Organisatoren Lewandowski und Rudolph, eine Kerze zu nehmen und sie hinzubringen an die Gedenktafeln und die einzelnen Grabmäler. In diesem Symbol des Lichtes wurde sichtbar: es gibt eine innige Verbindung zwischen den Lebenden und den Verstorbenen. Mit der Weihe des Gedenkortes durch den anwesenden polnischen Bischof und dem germeinsamen Beten des „Vater unser“ in beiden Sprachen endete die Feier.
Mit diesem Gedenkort ist in guter Weise Erinnerung möglich und zwischen den beiden Ländern und Städten vollzieht sich das, was wir uns für Europa wünschen: zusammen zu wachsen und Brücken zu bauen. Zugleich ist es für die noch in Görlitz lebenden Angehörigen ein eindrucksvolles Zeichen des Respektes und der Achtung vor den Toten vor 1945.
Joachim Rudolph

Bürgerforum zum Gedenken an das erste Friedensgebet 1989

Am 6. Oktober 2011 luden die Fraktionen des Stadtrates anlässlich des 22. Jahrestages der friedlichen Revolution zum Gespräch in die Synagoge ein. Im Podium saßen aktive Görlitzer, unter ihnen auch Herr Joachim Rudolph vom Aktionskreis.
Nach einer konzertanten Einstimmung, organisiert vom Messian Meeting Point, wurde die Podiumsdiskussion eröffnet. Die Gesprächsführung übernahm Herr Sebastian Beutler von der Sächsischen Zeitung.
In der Diskussion wurde das große Engagement der zahlreichen Bürger gewürdigt, die zur Attraktivität der Stadt beigetragen haben und beitragen. Jedoch bestehen mit Blick auf die Kommunikation untereinander noch Wünsche.
In der Zukunft muss es darum gehen, die Stadt noch besser touristisch zu vermarkten und dafür auch die umliegenden Gemeinden kontinuierlicher einzubeziehen. Im gleichen Kontext geht es darum, die Zusammenarbeit mit Zgorzelec zu vertiefen.
Allgemein besteht der Wunsch, die junge Generation in diesen Prozess stärker einzubeziehen und ihr zugleich entsprechende Gestaltungsräume zu eröffnen. Junge Firmengründer – besonders aus der Computerbranche – könnten durch ihr hohes Potenzial, die Stadtentwicklung mit voranbringen und sollten dafür gewonnen werden.
Mit einer Einladung zu einem gemeinsamen traditionellen Erbseneintopf- essen klang die Veranstaltung aus.
Gregor Antkowiak

„Briefe für Görlitz – Erinnerung an den Umbruch“

Zwei Briefe engagierter Görlitzer Bürger an die Ministerpräsidenten Hans Modrow (1989) und Lothar de Maiziere (1990) wegen des maroden baulichen Zustandes von Görlitz führten letztendlich zur Entstehung des Aktionskreises für Görlitz e.V. Mit einer Dokumentation, Veranstaltungen und einer Ausstellung will der Aktionskreis zeigen,
1. welches die Beweggründe für die Briefe waren
2. welches Anliegen in den Briefen vorgetragen wurde
3. welchen Weg die Briefe genommen haben
4. was die Briefe ausgelöst haben
5. welche Folgeereignisse sich ergeben haben
6. wer die Briefschreiber waren und was heute ihre persönlichen Gedanken zu den Ereignissen von damals sind
Vor allem junge Görlitzern sollen dadurch Menschen aus Görlitz, die etwas bewegt haben, kennen lernen und erleben, dass die Geschichte von 1989/1990 die Geschichte ihrer Stadt und ihrer Familien ist.

Passage Berliner Straße

Ist die Passage Berliner-/Salomonstraße ein Streit-Thema?
„Impulse für die Görlitzer Innenstadt – Brauchen wir eine Ladenpassage?“.
Eingeladen hatte vom Bündnis 90 / Die Grünen Herr Stephan Kühn (MdB), der auch als Moderator der Veranstaltung im Schlesischen Museum fungierte. Podiumsmitglieder waren Stadtrat Gottfried Semmling, Manfred Bräuer (Experte für Städtebaulichen Denkmalschutz im Bundesbauministerium und MdB), Prof. Dr.-Ing. Jürg Sulzer (Leiter des Kompetenz-zentrums Revitalisierender Städtebau in Görlitz) sowie die Architekten Wolfgang Kück und Hagen Aye. Am Anfang eines so bedeutenden Vorhabens gibt es viele Fragen und noch mehr Meinungen: Wer ist dafür? Wer ist grundsätzlich dagegen – weil genügend Leerstand, weil auf Kosten des Kaufhauses? Wer ist für eine Modifizierung des Vorschlags des Investors? Der Stadtrat hat einstimmig für eine Modifizierung gestimmt: nicht „Beton, Glas und Stahl“, sondern „ein Einkaufszentrum mit Parkhaus unter größtmöglicher Berücksichtigung erhaltenswerter Bausubstanz, besonders der Denkmäler“. Es gab viel Lob für den Stadtrat (stellvertretend für die beiden anwesenden Stadträte unterschiedlicher Parteien) vom Podium und auch von Stimmen aus dem Publikum für die einstimmige Entscheidung für diesen modifizierten Antrag.

Stadtumbau und Verkehr

Die Interessengemeinschaft Verkehr hat im Herbst 2012 mit dem Oberbürgermeister Herrn Siegfried Deinege Aufgaben besprochen, die besonders wichtig sind für die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur in Görlitz für die Folgejahre. Grundlage des Gespräches waren die Themenschwerpunkte:
Stärkere Durchsetzung von ordnungsrechtlichen Aufgaben, insbesondere im Kernbereich der Innenstadt bezogen auf den ruhenden Verkehr.( z.B. Demianiplatz südlich als Schnittstelle für den ÖPNV, das Halte- und Parkverbot von 7-18.00Uhr durchzusetzen.
Erweiterung der Verkehrsberuhigung in der Innenstadt bezogen auf die Verlagerung von Verkehrsströmen insbesondere des Durchgangsverkehrs, Tempo 30-Zonen zur Minderung der Schadstoff- und der Lärmbelastung.
ÖPNV und seine Perspektive in Görlitz: Kurzfristige Erarbeitung eines Strategiepapiers für den Erhalt und die Nutzungsintensivierung der Straßenbahn in Görlitz, oder Darstellung einer vertretbaren Alternative.
Anpassung des Parkraumangebotes durch weitere Parkhäuser zur Aufwertung städtebaulich sensibler Bereiche an Straßen und Plätzen. Bessere Nutzung von quartierbezogenen Stellflächen auf den Grundstücken der Bewohner. Erweiterung von Verweilflächen insbesondere im Bereich Obermarkt, Klosterplatz und Demianiplatz für die Bürger, aber auch für die Touristen in unserer Stadt.

Aktuelles

Nachruf Dr. Lincke