Geschichte des Vereins

Der „Aktionskreis zur Rettung der Stadt Görlitz“ wurde im Herbst 1989 gegründet. Der Verein verstand sich von Anfang an als überparteilicher Anlaufpunkt für Bürger, Betriebe, Kirchen, Parteien und Institutionen sowie als Impulsgeber in kommunaler Verantwortung.

Wie alles begann

Herbst 1989: Es brodelt in der DDR. Die SED-Diktatur, die den Niedergang in praktisch allen Gesellschaftsbereichen zu verantworten hat, gerät in die Defensive. In Görlitz sind Verfall und Verwahrlosung besonders extrem. Die Absicht des Rates der Stadt, das Quartier um die Heilig-Grab-Straße zu sprengen, um Platz für moderne Plattenbauten zu schaffen, bringt das Fass zum Überlaufen. Eine Gruppe angesehener Görlitzer Bürger um Chefarzt Zenker, Generalvikar Birkner und Bischof Rogge beschließt, dagegen vorzugehen. Am 4. Dezember 1989 veröffentlicht diese Gruppe ihren an Ministerpräsident Modrow gerichteten Aufruf „Rettet die Stadt Görlitz!“ Darin wird der Verfall der Stadt beklagt und dafür die Unfähigkeit des Rates der Stadt, sowie falsche Kommunal-, Subventions- und Handwerkerpolitik verantwortlich gemacht. Mit folgendem Passus bekennen sich die Verfasser zu ihrer Verantwortung: „Aus diesen Gründen hat sich ein „Aktionskreis zur Rettung der Stadt Görlitz“ gebildet – als überparteilicher Anlaufpunkt für Bürger, Betriebe, Kirchen, Parteien und Institutionen und als Impulsgeber in lokaler Verantwortung.“ Als Ziele des neu geschaffenen Aktionskreises werden genannt: Geistige Wiederbelebung, Aufhalten des städtebaulichen Verfalls, Entwicklung neuer Strukturen.Die Führung des Aktionskreises übernimmt ein Vorstand, der sich wie folgt zusammensetzt:
1. Vorsitzender: OMR Dr. Zenker, Chefarzt
2. Vorsitzender: Peter C. Birkner, Generalvikar
Schatzmeister: Heiderose Tschanter
Beisitzer: Professor Rogge, Bischof, Annerose Klammt, Oberbibliothekarin, Alfred Kogel, Leiter Görlitz-Information

Wie ging es weiter

Im Januar 1990 wird der Aktionskreis vom amtierenden Görlitzer OB Eichberg eingeladen, mit nach Wiesbaden zu kommen, um der Unterzeichnung der neuen Städte-Partnerschaft beizuwohnen.
Ab März 1990 trifft sich der Aktionskreis regelmäßig im kleinen Sitzungssaal des Rathauses und diskutiert dort mit geladenen Gästen: Den Oberbürgermeistern Eichberg, später Lechner, Stadtverordneten, Betriebsleitern, PGH-Vorsitzenden, Denkmalpflegern, Journalisten, Parteivertretern, Investoren und engagierten Görlitzer Bürgern.
Die alte Elite, die die Stadt bis zu den ersten demokratischen Wahlen 1990 verwalten muss, nimmt in ihrer Verunsicherung und Orientierungslosigkeit notgedrungen die Hilfe des Aktionskreises an. In dieser von Autoritätsverlust und unklaren Zuständigkeiten geprägten Umbruchszeit nutzt der Aktionskreis beherzt seine einmaligen Gestaltungsmöglichkeiten im Interesse der Stadt. Rückwirkend kann man seine damalige Rolle als die einer Quasi-Übergangsregierung bezeichnen.
Nach den Wahlen normalisiert sich die allgemeine Situation und damit auch die Arbeitsgrundlage für den Aktionskreis. Er ist seitdem nicht mehr verantwortlicher Gestalter, sondern – als Stimme der Görlitzer Zivilgesellschaft – kritischer Begleiter der Stadtpolitik, der Anregungen gibt und sich aktiv an der Problemlösung beteiligt.
Diese Normalisierung findet auch in der Namensgebung ihren Niederschlag: Die Mitgliederversammlung vom 20.03.1993 beschließt den dramatisch klingenden Namen „Aktionskreis zur Rettung der Stadt Görlitz e.V. „ abzulegen. Seitdem heißt unser Verein „Aktionskreis für Görlitz e.V.“ Der Untertitel ist zugleich Programm: „Verein für bürgerschaftliche Mitwirkung bei Stadterhaltung und Stadtentwicklung“Seit seiner Gründung wird der Verein von diesen Vorsitzenden geführt:
– OMR Dr. Zenker (1989/90 und 1991-93)
– Annerose Klammt (1990/91)
– Professor Dr. Rolf Karbaum (1993-98)
– Joachim Rudolph (1998-2016)
– Rainer Müller (seit 2016)

17.12.1989 Sächsiche Zeitung

Rettung der Stadt Görlitz

14.01.1990 Sächsiche Zeitung

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